Jugendbildungsstätte war Ziel einer Übung
Wenn schnell evakuiert werden muss…
Die Jugendbildungsstätte ist eine der größten Einrichtungen im Stadtgebiet. Und damit eine besondere Herausforderung, sollte es dort zu einem Feuerwehreinsatz kommen. Am 30. Oktober wurde dort eine Evakuierungsübung durchgeführt, zusammen mit einer Übung für zahlreiche Atemschutzgeräteträger. Die Verantwortlichen zeigten sich mit dem Verlauf zufrieden.
Enge Zufahrten, schwer erreichbare Räume, weite und verwinkelte Wege, eine große Anzahl an Übernachtungs- und Tagungsgästen. Diese Eigenschaften machen die Jugendbildungsstätte aus feuerwehrtechnischer Sicht zu einem besonderen Objekt. Erst vor einiger Zeit wurde die Brandmeldeanlage mit viel Geld auf den neuesten Stand gebracht und ausgebaut. Für die Leitung der Einrichtung, aber auch für die Feuerwehr Waldmünchen war dies nun Grund genug, eine Übung durchzuführen. Und so hieß es am Sonntagvormittag: „Brand in einem Teil des Gebäudes, mehrere Rauchmelder haben ausgelöst, mehrere Jugendliche werden noch vermisst.“ Die Übung hatte sich die beiden Kommandanten der FFW Waldmünchen, Stefan Nachtmann und Michael Bierl, zusammen mit Verantwortlichen der Jugendbildungsstätte ausgedacht. Zwei Schwerpunkte waren dabei ausschlaggebend: Zum einen sollte das Personal auf eine zügige Evakuierung geschult werden. Zum anderen wollte die FFW Waldmünchen zusammen mit der FFW Geigant ihre Gruppenführer und Atemschutzträger schulen. Hausmeister Tobias Urban löste den Feueralarm in der gesamten Einrichtung manuell aus, was für alle anwesenden Seminar- und Wochenendgäste zu einer unüberhörbaren Aufforderung führte, die Sammelpunkte außerhalb des Gebäudes unverzüglich aufzusuchen. Im eigenen Haus wurden im Vorfeld Evakuierungsleiter mit grünen Westen ausgestattet und alle Mitarbeiter über den Ablauf eines derartigen Szenarios informiert. Der Sammelpunkt für alle Gäste und Seminarleiter war auf dem Parkplatz vor der Jugendbildungsstätte, wohin alle zügig hingebracht worden sind. Hier gab es keine nennenswerten Verzögerungen, so dass bei Eintreffen der Einsatzkräfte bereits alle aus dem Gebäude waren.
Im Ernstfall würden beim Brand in dem Gebäude zahlreiche Fahrzeuge von Feuerwehr und Rettungsdienst anrücken. Es ist hier also auch wichtig, im Ernstfall Straßen zu sperren und die Evakuierung der Personen nicht zu gefährden. Am Sonntag wollten nur die Feuerwehren Waldmünchen und Geigant anrücken, um ihr Personal mit den besonderen Begebenheiten der Jugendbildungsstätte vertraut zu machen. Die anrückenden Fahrzeuge positionierten sich daher zunächst am Breitenwiesweg und alle Gruppenführer bekamen am Tableau der Brandmeldeanlage eine Einweisung in das Übungsszenario mit den entsprechenden Laufkarten für die Atemschutzgeräteträger. Anschließend konnten alle Einsatzkräfte gleich einen ersten Eindruck bekommen, dass die Anfahrt zu den einzelnen Punkten alles andere als einfach ist. Die Drehleiter wurde bei der Zufahrt zum Küchenbereich aufgestellt, zwei Löschfahrzeuge aus Geigant und Waldmünchen nahmen die beschwerliche Zufahrt über die Schloßhof-Straße, das HLF 20/16 blieb vor der Einrichtung stehen. Denn die Übung beschränkte sich auf den vorderen Teil der Einrichtung, der Bereich um den Europabrunnen mit Zufahrt über den Trenckplatz blieb außen vor, ist aber im Ernstfall mindestens genauso kompliziert.
Nachdem ein Brand im Dachboden im vorderen Teil sowie ein Brand in einem Flur im Obergeschoss angenommen wurde, rüsteten sich sofort insgesamt elf Einsatzkräfte mit Atemschutz aus. Die Personenrettung stand im Vordergrund. Um den Atemschutzgeräteträgern die Arbeiten zu erschweren, wurde das Sichtfeld mit einem Stück Papier abgeklebt, denn man wollte nicht die Einrichtung mit künstlichem Rauch vernebeln. Auf Weisung der Einheitsführer suchten die Einsatzkräfte sodann die einzelnen Gästezimmer ab und nahmen eine Brandbekämpfung am Dachboden vor – mit null Blick und in kriechender Haltung eine herausfordernde Leistung. Mehrere Jugendliche der FFW Waldmünchen stellten sich als „Opfer“ zur Verfügung. Zwei Personen wurden über die Drehleiter gerettet, die anderen über das Treppenhaus. Auch die Rettung eines bewusstlosen Atemschutzträgers wurde geübt. Nach knapp eineinhalb Stunden konnte Kommandant Stefan Nachtmann das Ende der Übung verkünden.
Bei der anschließenden Besprechung im Zufahrtsbereich der Küche sprach Stefan Nachtmann die Besonderheiten des Übungsobjekts an und dankte allen für die geopferte Freizeit. Johannes Himmelhuber als Leiter der Jugendbildungsstätte wies auf die neue Brandmeldeanlage hin und war froh, dass man endlich einmal eine reale Übung durchführen konnte. Ähnlich sah dies auch Tobias Urban, der zugleich auch aktives Mitglied bei der FFW Waldmünchen ist. Er hat im Ernstfall Generalschlüssel parat, damit die Einsatzkräfte zügig vordringen können. Und auch er sprach von einer gelungenen Übung. Schließlich hatte die Küche der Jugendbildungsstätte noch eine Brotzeit vorbereitet, welche von den geforderten Einsatzkräften dankbar angenommen wurde.
Informationen:
Die Jugendbildungsstätte Waldmünchen ist ausgestattet mit mehr als 160 Betten in Einzel-, Zwei- und Mehrbett-Zimmern, dazu 15 Seminarräume in unterschiedlichen Grüßen. Sie zählt jährlich zirka 30.000 Übernachtungen in knapp 400 Belegungen und zirka 200 eigenen Seminaren. Aufgrund der Größe der Einrichtung ist sie in der Feuerwehr-Einsatzplanung als sogenannten „Sonderobjekt“ hinterlegt, was zu einer besonderen Alarmierung im Brandfall führen würde. Aufgrund der zahlreichen (Neben-)Gebäude sind hier Ortskenntnisse bei den Einsatzkräften besonders gefragt.