Großübung in Tschechien

23.06.2021
Mit dem Wasserförderzug wurde Schlagkraft bewiesen

Wenn die Katastrophe wirklich kommen sollte

 

Nach einer längeren Pause konnten nun endlich deutsche und tschechische Wehren, die in die Katastrophenschutzhilfe eingebunden sind, wieder üben. Die von der Feuerwehr Prag umfangreich ausgearbeitete Übung fand in der Nähe von Rokycany bei Pilsen statt und dauerte insgesamt zwei Tage (22./23. Juni 2021). Die Verantwortlichen konnten schließlich bilanzieren, dass die grenzüberschreitende Zusammenarbeit nach wie vor sehr gut funktioniert.

 

Für die Großübung, an der sich sieben Wehren aus dem Landkreis sowie die Berufsfeuerwehr Prag zusammen mit weiteren freiwilligen tschechischen Wehren beteiligten, war ein großes Militärgelände in der weiteren Umgebung von Pilsen ausgewählt worden. Den deutschen Wehren war dieses Gelände bereits aus früheren Übungen bekannt. Am Dienstag kam zunächst nur die Feuerwehr Rötz zum Einsatz, um die tschechischen Kollegen mit dem Aufbau eines riesigen Faltbehälters zu unterstützen. In diesem konnte gepumptes Wasser zwischengespeichert werden. Der große Konvoi startete dann aber am Mittwoch in aller Früh in Richtung Rokycany. Es beteiligten sich die Feuerwehren Eschlkam, Furth im Wald, Geigant, Mitterdorf, Rimbach, Rötz, Tiefenbach und Waldmünchen. Angeführt von der tschechischen Polizei erreichte der Konvoi nach eineinhalb Stunden das Übungsgebiet. Auch Kreisbrandrat Michael Stahl und Kreisbrandmeister Andreas Wittmann begleiteten die Übung ganztägig. Insgesamt elf Fahrzeuge des Katastrophenschutzes aus dem Landkreis Cham schlossen sich dann zusammen mit den tschechischen Einheiten. Die meisten (technischen) Systeme sind sehr kompatibel, nur beim Funk geht das nicht. Über die beiden Dolmetscher Katharina Haßfurter (FF Waldmünchen) und Jurik Marian wurden die wesentlichen Informationen ausgetauscht und per Funk an die Einsatzabschnitte und die jeweiligen Verantwortlichen weitergeleitet. Die tschechische Führung hatte einen Einsatzstab unter Führung von Ing. Jan Hora (Berufsfeuerwehr Prag) gebildet und dokumentierte den ganzen Verlauf der Übung.

Das Übungsszenario war eigentlich an beiden Tagen sehr ähnlich: Es galt, möglichst viel Wasser aus einem See über eine längere Schlauchstrecke zu befördern. Die Strecke umfasste mehr als drei Kilometer. Bei der Übung kam natürlich Spezialausrüstung zum Einsatz. Hauptbestandteil waren die „Wasserfördersysteme“ (HFS) mit den großen F-Schläuchen, welche in beiden Ländern eingesetzt werden. Die FF Waldmünchen hat dieses System auf einem Abrollbehälter verlastet. An der Ansaugstelle wurde eine Schwimmpumpe durch die Feuerwehr Prag in den See gesetzt und dann die Leitung fortgebaut bis zum Übergabepunkt, für welchen die Feuerwehr Rötz zusammen mit der FF Geigant verantwortlich war. Die Wehr baute dort einen riesigen Faltbehälter auf, der als Zwischenspeicher für das hochgepumpte Wasser dienen sollte. Dadurch konnten auch Schwankungen in der Förderleitung ausgeglichen werden.  In den Faltbehälter setzte schließlich die Feuerwehr Waldmünchen die gleiche Schwimmpumpe und zog dann eine gut einen Kilometer lange Leitung bis zu einem weiteren Übergabepunkt an tschechische Tanklöschfahrzeuge. Diese förderten das Wasser weiter bis zur Wasserabgabe, welche zum einen durch die FF Tiefenbach und zum anderen durch die FF Mitterdorf mit dem Löschroboter „LUF60“ durchgeführt wurde. Einsatzfahrzeuge (Quads) der FFW Eschlkam bzw. FFW Rimbach dienten dem schnellen Transport von Material und Personen in dem großen Übungsgebiet. Gleichzeitig stellte die Feuerwehr Furth im Wald den tschechischen Kameraden den neuen Abrollbehälter für alternative Energien vor. Leider nicht zum Einsatz kam ein Schwimmboot der Tschechen, auf welchem eine Pumpe installiert ist, welche 25.000 Liter/Minute fördern kann. Die Ansaugtiefe war am ersten Übungstag zu gering, am zweiten Tag war dann der Kran zum Einheben des Bootes nicht verfügbar. Aber das erste Übungsziel konnte dennoch zügig erreicht werden, da die HFS-Pumpen jede Menge Wasser beförderten.

Für den zweiten Teil der Übung wurde dann der Zwischenspeicher der FF Rötz aus der Förderkette genommen. Damit wurde die komplette F-Leitung nun ohne Unterbrechung betrieben, die Pumpe der FF Waldmünchen verstärkte damit nur den Förderdruck. Dieses Szenario stellte sich dann als schwieriger heraus, weil die sprachliche Verständigung bei Detailfragen nicht immer ganz so einfach war. Dennoch klappte dann bei ausreichender Wasserabgabe auch dieses Übungsszenario. Nach den Aufräumarbeiten konnte KBR Michael Stahl für seine Wehren das Übungsende gegen 16.30 Uhr verkünden. Er bedankte sich bei den tschechischen Kollegen für die gemeinsame Übung und auch für die bereitgestellte Brotzeit. Im Konvoi ging es dann wieder zurück in den Landkreis Cham. Als Resümee bilanzierten die Verantwortlichen, dass die grenzüberschreitende Zusammenarbeit nach wie vor sehr gut funktioniere und im Ernstfall (Waldbrände, Überflutungen, etc.) sehr gut und zügig geholfen werden könne. Sie zeigten sich erleichtert, dass nun endlich wieder gemeinsam geübt werden könne und man auch heuer noch bei der ein oder anderen Sache zusammenfinden werde.